Saatgutverkaufen mal anders.

Das Thema Geld und Preise im Kontext mit Saatgut beschäftigt mich schon seit Längerem. Wieviel soll unser Saatgut den Wert sein? Braucht es da eine betriebswirtschaftliche Betrachtungsweise? Ist das sogar falsch für ein Naturgut Geld zu verlangen? Die Natur schenkt und wir verkaufen dann? Und wieviel soll unsere Arbeitszeit wert sein? Was sollten wir dann der Natur zurückgeben?

Ebenso habe ich die Erfahrung gemacht, dass Menschen auf unseren Märkten ganz unterschiedlich auf unsere Preisvorstellungen reagieren. Manche könnten auch noch deutlich mehr geben, manche möchten es sogar. Ich habe auch schon Menschen erlebt, die sich unser Saatgut fast nicht leisten wollen und können.

Sven und ich waren am Wochenende auf dem Pflanzenmarkt auf dem Kiekeberg in Hamburg. Am Samstag hatten wir so viel Umsatz, dass unsere Fixkosten gedeckt waren. Da wir ein Teil unseres Angebots auf Spendenbasis basierte und wir damit gute Erfahrungen gemacht hatten, überlegten wir, ob wir nicht unser komplettes Angebot als Experiment auf Spendenbasis anbieten wollen.

Nach einer Nacht darüber schlafen entschieden wir: Ja, wir tuns!

Das Angebot lautete nun: Alles Saatgut auf Spendenbasis, nehmt was ihr wollt, und gebt, was ihr wollt. Wir machen gelebte Permakultur: Eine Säule der Permakultur-Ethik ist das Fair Share (faires teilen). Wir haben genug, damit wir jetzt gut unser Saatgut weiterverteilen können.

Und es war ein voller Erfolg! Wir hatten nicht weniger Umsatz als am Samstag und konnten deutlich mehr Saatgut in die Welt verteilen. Wir hatten auch jede Menge Spaß und lustige Gespräche. Es war richtig schön zu sehen, dass auf beiden Seiten durch gegenseitiges Wohlwollen auf vielen verschiedenen Ebenen Mehrwerte entstanden sind. Wir hatten zwar unter dem Stricht weniger Geld pro Saatguttüte, aber (!) ich hatte durchgängig ein gutes Gefühl dabei. Dadurch, dass jeder nach Selbsteinschätzung in eigener Verantwortung den Preis bestimmt, brauche ich mich nicht verantwortlich fühlen zu wenig oder Zuviel verlangt zu haben. Anstrengendes Kopfrechnen entfällt und die kurzen Gespräche werden nicht durch diesen Tauschhandel der Geldübergabe unterbrochen.

Ich habe mit dieser Erfahrung etwas erlebt, das ich gerne auf weitere Teile meines Lebens erweitern möchte.

Alles Gute von Fabi! 😊

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